6. Juni 2023
Naturschwimmbad?
Rheinpfalz blickt zurück in die Geschichte des Bads
Anlässlich von 30 Jahren Fördervereine Neustadter Schwimmbäder hat die Rheinpfalz auch eine Blick zurück in die Geschichte des Bads, das in dem Bericht fälschlicherweise als "Naturschwimmbad" bezeichnet wird.
Wenn es um den Start in die Saison geht, ist das Naturschwimmbad Duttweiler naturgemäß immer das letzte im Reigen der vier Neustadter Bäder. Bei der Einweihung aber lag es auf Platz zwei. Viel Zeit und Geld wurde seither in die Anlage investiert. Weil der Förderverein 30. Geburtstag feiert, hat er einen Wunsch der Besucher erfüllt.
Als im Juni 1935 das Freibad Duttweiler eingeweiht wurde, war das ganze Dorf auf den Beinen. Die Straßen waren mit Fahnen geschmückt, selbstverständlich gab es einen Festzug. Einheimische und Gäste wurden mit einem ganztägigen Programm aus Wett- und Rettungsschwimmen auf der Anlage begrüßt, der Männergesangverein trat auf, es gab Musik und Tanz. Indes beendete ein schweres Gewitter das Fest vorzeitig. Damals war das Duttweilerer Bad das zweite Schwimmbad in Neustadts Nachbarschaft. Nur das Stadionbad im Schöntal hatte drei Jahre früher Eröffnung gefeiert.
Während des Zweiten Weltkriegs litt das Freibad in Duttweiler erheblich. Nach 1945 setzte Ortsbürgermeister Friedrich Bergdolt, dem die Einrichtung sehr am Herzen lag, alles daran, eine Lösung zu finden, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Im Mai 1946 wollte der neu gegründete Sportverein das Schwimmbad instand setzen – sofern ihm das Bad überlassen wurde, wozu es nicht kam. Im Gegenzug wäre er bereit gewesen, Pacht zu zahlen und Gewinne in den Betrieb zu investieren. Knapp 20 Jahre später aber führte kein Weg mehr an der Generalsanierung vorbei. Die Gemeindeverwaltung kalkulierte mit Kosten in Höhe von rund 150.000 Mark. Das war für das kleine Weindorf kaum zu stemmen. Deshalb bat Ortsbürgermeister Jakob Müller seine Bürger um Spenden: einen „Baustein in Gestalt eines Betrages“ sollten sie der Verwaltung zukommen lassen. Und die Duttweilerer spendeten.
Das Bad wurde erneuert und erweitert und konnte 1964 wieder eröffnet werden. Das „Pfälzer Tageblatt“ titelte damals: „Eines der schönsten weit und breit.“ Ein „Schmuckstück von Schwimmbad“ sei es mit neuen geräumigen Umkleidekabinen, der modernen Toilettenanlage und einer Umwälzanlage, wie es sie bislang noch nicht gegeben habe. Auch die Becken waren erneuert und die Liegewiesen erweitert worden. Die Kosten betrugen 165.000 Mark, wovon 110.000 Mark durch Zuschüsse gedeckt waren. Der Rest wurde über Darlehen, Eigenmittel und Spenden finanziert.
Auch wenn den Gemeindeoberen bewusst war, dass der Unterhalt teuer werden würde: Bei der Wiedereröffnung wurde erst mal ausgelassen gefeiert. Zumal Ortsbürgermeister Müller den damaligen Landrat Unckrich (die Rheinpfalz schrieb fälschlicherweise Unkirch) an ein ganz besonderes Versprechen erinnern konnte. Zwei Jahre zuvor hatten er und Unckrich über die Finanzierung der Freibad-Sanierung verhandelt – und sich dabei gegenseitig das Versprechen abgenommen, im Erfolgsfall badehosenbewehrt ins kühle Nass zu springen. Ein Versprechen, das sie an diesem Tag erfüllten – sehr zur Freude des Publikums.
Nach der Eingemeindung Ende der 1960er-Jahre (auch hier wieder ein Fehler der Rheinpfalz: Duttweiler wurde 1974 eingemeindet) wurde erst 1986 wieder ins Bad investiert – dieses Mal durch die Stadt Neustadt. Zuvor hatten die Duttweilerer – wie ihre Mitbürger in Hambach und Mußbach – gebangt, dass ihr Freibad geschlossen werden könnte. Letztlich aber war es der Sportverein, der den Bestand des Bades garantierte: Oberbürgermeister Dieter Ohnesorge begründete die Investition 1986 mit dem 40-jährigen Bestehen des Vereins.
Doch mahnte der OB die Personalkosten an, die auch in Duttweiler tiefe Löcher in die Kassen rissen. Zu dieser Zeit konnte man allenfalls von einer „Teilprivatisierung“ des Badebetriebs sprechen. Erste Ideen, das Schwimmbad unter der Leitung des VfL Duttweiler zu betreiben, wurden als „langfristige Lösung“ lebhaft diskutiert. Dazu kam es nicht.
Das Freibad sei „auf Pächtersuche“, titelte die Rheinpfalz im Mai 1987. Mittlerweile mussten alle vier Neustadter Bäder Kritik wegen ihrer fehlenden Attraktivität bei zu hohen Kosten einstecken. Weil ihr Bad außerhalb lag und für die Schüler der Weg zum Hambacher Freibad zu weit war, hofften die Duttweilerer, von der Schließung ausgenommen zu werden. Als dann 1993 in Mußbach und Hambach die ersten Fördervereine gegründet wurden, zog Duttweiler mit. Obwohl das Weindorf mit 220 Mitgliedern die kleinste Fördergemeinschaft aufwies, schafften es die Ehrenamtlichen mit ihrem Vorsitzenden Roland Kirchner (richtig: Jörg Heintz), das Bad zu eröffnen – zwei Wochen nach den anderen Neustadter Freibädern, weil das Duttweilerer Bad nur von der Sonne erwärmt wird.
War die Besucherfrequenz zunächst hoch, und waren die Gäste vom Zusammenhalt im Förderverein beeindruckt, hielt das Hoch nicht an. 1997 rügte Kay Lützel, damals Vorsitzender des Fördervereins und heute Ortsvorsteher, das geringe Engagement der Bürger. Hinzu kam, dass ein kühler Sommer hinter dem Freibad lag, was sich im Folgejahr wiederholen sollte – Schließtage inbegriffen, weil die Wassertemperatur im Naturschwimmbad (siehe oben) unter 20 Grad lag. Trotzdem sparte der Verein, mittlerweile 239 Mitglieder stark, 58.000 Mark ein, wie die Bilanz 1999 zeigte.
Im Jahr 2001 erhielt das Schwimmbad schließlich seine erste Warmwasserdusche. Bis dahin „war bei uns alles Natur“, wie Lützel bei dieser Gelegenheit feststellte. Der Supersommer in jenem Jahr lockte mehr als 10.000 Badegäste in das Weindorf und half dem Förderverein, weiter Kosten zu sparen.
Ob es mit einem Supersommer 2023 klappt, steht derzeit noch ein wenig in den Sternen. Zumindest aber soll das Wetter zum diesjährigen Saisonstart am 8. Juni (Fronleichnam) im Duttweilerer Freibad jedem Anspruch an einen Frühsommertag gerecht werden. Damit alles schön ist, haben die Ehrenamtlichen der Fördergemeinschaft viele kleine Baustellen abgearbeitet. Allerdings wurde auch ein großes Projekt zum 30-jährigen Vereinsbestehen begonnen und pünktlich abgeschlossen, wie Steffen Hartung durchaus stolz berichtet: So konnten die Damentoiletten vollständig renoviert werden.
Was die Besucher des Freibads Duttweiler 2023 erwartet? In knapp vier Wochen, am Sonntag, 2. Juli, soll das Schwimmbadfest steigen. 14 Tage später wird auf der Anlage ein Gottesdienst gefeiert. Schwimmkurse für Kinder beginnen bereits wieder vor den Sommerferien.

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Pressespiegel
Neustadts kühlstes Nass Rheinpfalz, 6. Juni 2023